Du willst die Pille absetzen? – Eine Entscheidung, die eigentlich nur dich selbst etwas angehen sollte, in die sich aber trotzdem gefühlt 50 weitere Menschen einmischen wollen, weil jeder denkt er hätte den absoluten Plan. Glaub mir ich weiß wovon ich spreche, wenn ich sage, dass ich den Druck kenne. Aber mal alles auf Anfang.
Wieso habe ich die Pille genommen?
Angefangen habe ich mit der Pille pünktlich zu meinem 18. Geburtstag. Ich war zuvor bei meiner Frauenärztin und sie befragte mich nach Schmerzen während der Periode und sonstigen Weh-Wehchen. Natürlich tut die Periode weh, das tut sie einfach bei vielen Frauen, so gut wie immer. Trotzdem nahm meine damalige Frauenärztin dies als Aufhänger. „Ach gucken Sie doch mal, so viele Frauen nehmen die Pille, haben dadurch weniger Schmerzen und eine viel kürzere Periode. Auch ihre Haut..“ und dabei guckte sie meine Haut total abschätzig an (Obwohl ich sie nicht mal zu ihrer Meinung befragt habe, da ich hier ja immerhin beim Frauenarzt und nicht beim Hautarzt war) „..wird dann tausendmal besser. ALLE Frauen nehmen die Pille ohne Probleme und können so ihr Leben viel besser selbst bestimmen.“ Der Verhütungsaspekt war ihr noch nicht mal wichtig.
Also nochmal zur kurzen Erinnerung: die Pille ist ein VERHÜTUNGSMITTEL, aber klar, wir können es ja auch einfach mal als Beautywunder und Unabhängigkeitserklärung an die Frauenwelt verkaufen.
Wie habe ich die Pille vertragen?
Damals hatte ich noch keine wirkliche Ahnung und ging auf ihren ach so tollen Vorschlag ein. Zunächst war auch alles super, die versprochene glatte Haut war da, die Periode war kürzer (aber nicht weniger schmerzhaft, wenn ich ehrlich bin) und ich hatte keine Nebenwirkungen. Als mir nach zwei Jahren dann immer wieder abends schlecht wurde, überlegte ich was ich in meiner Routine geändert habe. Habe ich eventuell etwas Falsches gegessen oder vielleicht irgendwas anderes falsch gemacht? Die Pille habe ich zu keiner Zeit hinterfragt. Erst als ich immer wieder Kopfschmerzen bekam, anfing immer negativer zu denken, und einiges an Kilos abgenommen habe, weil mir einfach permanent abends schlecht war, habe ich die Nebenwirkungen der Pille gegoogelt. Nach Ratschlägen aus dem Internet habe ich die Pilleneinnahme umgestellt – statt abends dann halt morgens. Es wurde zeitweise tatsächlich besser, die Übelkeit war erstmal weg und ich machte mir keine weiteren Gedanken. Als ich 21 war, also im 3. Jahr der Pilleneinnahme, kam dann plötzlich alles zusammen. Negative Grundstimmung, ständiges gestresst sein ohne wirklichen Grund, Übelkeit, Schwindel, Verdacht auf mögliche Thrombose, Kopfschmerzen, trockene Schleimhäute wie z.B. auch die Augen, ich war oft teilnahmslos, konnte keine Emotionen zulassen und viele Sachen waren mir einfach egal.
Der Entschluss
Zu dieser Zeit fing ich an, an der Pille zu zweifeln und damit ging der oben erwähnte Rechtfertigungskreislauf dann so richtig los. „Du willst ernsthaft die Pille absetzen, und dann?“, kam von meinem damaligen Freund. Als ich ihn dann endlich davon überzeugt hatte (und das hat mehrere Wochen oder Monate gedauert), dass es besser für mich sein könnte, bin ich los zu meiner Frauenärztin. „Sie wollen die Pille ABSETZEN? Wollen Sie schwanger werden?“ Nein wollte ich nicht. Ich wollte meinen verdammten Körper zurück. Ich – für mich – alleine – ohne Baby. „Ne, also das halte ich für eine schlechte Idee, es sei denn Sie lassen sich die Hormonspirale einsetzen, die wirkt ja nur lokal und nicht durch den ganzen Körper.“ Ich wollte weg von den künstlichen Hormonen – aber sie wollte mich nicht gehen lassen. Die Lüge der lokalen Wirkung nahm ich ihr von Anfang an nicht ab. Wie sollen Hormone die in den Kreislauf gelangen nicht durch den ganzen Körper gespült werden? Wer denkt sich solche schwachsinnigen Ausreden überhaupt aus? Nach langer Diskussion wollte sie mir auf Teufel komm raus keine Alternative vorschlagen, die hormonfrei war. Also wartete ich ein weiteres halbes Jahr, bis ich endlich eine Frauenärztin fand, die bereit war mit mir über hormonfreie Methoden zu sprechen.
Der endgültige Entschluss hat mich also, sage und schreibe, ein ganzes Jahr gedauert und wurde von allen Leuten, die mich und meine Gesundheit hätten unterstützen müssen, boykottiert.
Pille absetzen – Wie reagiert der Körper?
Die Pille dann wirklich abzusetzen war im ersten Moment dann vergleichsweise einfach, einfach keine Pille mehr einwerfen. Was für ein entspannendes Gefühl, nicht mehr täglich daran zu denken. Ich fühlte mich so frei wie noch nie zuvor, anders als mein Körper, der drehte natürlich direkt durch. Ich musste plötzlich zweimal täglich meine Haare waschen, statt wie zuvor nur zweimal die Woche. Meine Haut wurde extrem schlecht und ich habe bei jedem Welpenvideo angefangen zu heulen, als würde die Welt untergehen. Mein Zyklus war ein ganzes Jahr lang unregelmäßig und der ungewohnte Eisprung tat fast genauso weh, wie die plötzlich starke Periode selbst.
War es der richtige Entschluss?
Ich fand die Mission „Pille absetzen“ plötzlich auch ziemlich blöd, aber ich wartete tapfer. Was soll ich sagen? Mein Haarproblem legte sich schon nach nur einem Monat, mein Thromboserisiko ist fast komplett zurückgegangen, ich wurde lebensfroher und lernte mich erstmal selbst kennen. Keine Übelkeit, keine Kopfschmerzen, keine sonstigen Probleme. Mein Zyklus pendelte sich ein und plötzlich konnte ich meine Emotionen genau zuordnen (hier, habe ich davon berichtet wie sich das Leben einer Frau jeden Monat verändert), meine Periode wurde ruhiger und auch die Schmerzen sind aushaltbar geworden. Einzig die Haut ist bis jetzt nicht unbedingt besser geworden. Jedes Mal, wenn mich jemand auf meine Haut anspricht, muss ich mich im nächsten Atemzug dafür rechtfertigen, wieso ich die Pille nicht mehr nehmen will. Die Haut ist doch so wichtig und macht so viel aus.

Warum ich die Pille trotz meiner Hautprobleme nicht nehmen werde
Die Pille ist eine Hormonbombe die dein komplettes Leben auf den Kopf stellen kann. Sie spielt deinem Körper vor er wäre schwanger, deshalb wird das Hormonlevel konstant so gehalten, dass kein Eisprung stattfindet. Die „Periode“ ist keine richtige Periode, in der die unbefruchtete Eizelle abgestoßen wird, sondern ist eine einfach Abbruchblutung die den Entzug der Pille signalisiert. Diese ist medizinisch eigentlich nicht notwendig, wird aber trotzdem von den Ärzten empfohlen damit die Frauen denken, sie hätten einen normalen Zyklus wie jede nicht hormonell-verhütende Frau. Unerklärlich ist für mich, wieso sich so viele Frauenärzte quer stellen, wenn es darum geht die Pille abzusetzen und sie damit vielen, nicht vollständig entschlossenen Frauen, das Leben schwer machen.
Die Pille ist so
stark, dass sogar viele davon berichten, dass sich das Empfinden auf den
eigenen Partner auswirken kann. Viele haben nach Absetzen der Pille plötzlich
keine Lust mehr auf den Partner, einfach weil der Hormonspiegel so verändert
ist.
Gesundheit geht vor!
Das Pille absetzen war für mich ein langer Prozess, der mir gezeigt hat, dass mir meine Gesundheit wichtiger ist als die Beauty-Benefits die ich daraus gezogen habe. Natürlich war meine Haut schöner, mein Haar vielleicht etwas voller und die Brüste (Dank Wassereinlagerungen) praller. Na und? Dafür sterbe ich nun höchstwahrscheinlich nicht an einer Thrombose oder einer Lungenembolie. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, dass wenn ich einen Mann kennenlerne, er irgendwann bei Absetzen der Pille (z.B. bei Kinderwunsch) plötzlich unerwartet unattraktiv für mich ist. Mir ist nicht mehr jeden Abend schlecht und ich verfalle deshalb nicht in ein ungesundes Untergewicht. Ich kenne mich mittlerweile selbst so gut und weiß immer was zu tun ist, wenn ich emotionale Schwankungen habe, oder weiß wann ich am produktivsten und wann ich vielleicht doch eher ein wenig träge sein werde.
Ich bin endlich eine hormonell unbeeinflusste Frau und kann zu meinem weiblichen, natürlichen Zyklus stehen und das lasse ich mir nicht mehr nehmen.
Willst du die Pille ebenfalls absetzen oder hast sie auch schon abgesetzt? Wie waren deine Erfahrungen? Mehr Informationen bekommst du auch hier.
xo, Kristina